Schuller zeigt in Obersdorf seine typischen bildgewaltigen Farbwelten, jedoch nähert er sich seinem Gegenüber dieses Mal besonders behutsam und kreiert durch den bewussten Einsatz von Unschärfe, dem Zusammenspiel von Hell und Dunkel und durch die Abkehr vom scharfgezeichneten Portraitierten etwas Mystisches, das dem Betrachter viel Raum für Interpretationen lässt.
Über diese neue Herangehensweise an seine Fotografie sagt er selbst:
„Lieber träume ich mich in das Unbekannte hinein, als alles im strahlenden Licht präsentiert zu bekommen. Die Silhouette einer Frau reicht aus, um in meiner Phantasie einen ganzen Film ablaufen zu lassen. Ich habe das große Glück mit wunderbaren Menschen zusammenarbeiten zu dürfen und ihre starken Persönlichkeiten sind mir Inspiration und Auftrag zugleich. Dabei ist es egal, ob es bekannte Charaktere wie die kürzlich portraitierten Cate Blanchett, Penélope Cruz oder Lea Seydoux sind, oder ob es sich um unbekannte, fantastische Persönlichkeiten handelt. Schönheit kann nur im Zusammenspiel mit Charakter funktionieren. Alles andere ist für mich leer.“
Kristian Schuller kam im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie aus Siebenbürgen / Rumänien nach Deutschland. Als Sohn eines Dramaturgen und Regisseurs und einer Kunstlehrerin wuchs er im Umfeld einer Theaterbühne und unterschiedlichster kreativer Einflüsse auf. Er studierte an der Universität der Künste in Berlin Fotografie bei F. C. Gundlach und Modedesign bei Vivienne Westwood. Obwohl er sich nach dem Studium letztendlich für eine Karriere als Fotograf entschied, prägen beide Disziplinen bis heute seine künstlerische Identität. Seine Frau Peggy ist Art Director und Modedesignerin und arbeitet mit Kristian im Team zusammen. Kennengelernt haben sie sich in der Klasse von Vivienne Westwood, bei der Peggy ebenfalls studierte. Ihre Entwürfe und ihr kreativer Input spielen eine wichtige Rolle in seiner Arbeit. Nach Jahren in Paris und New York ist Kristian Schuller mit seiner Familie nach Berlin zurückgekehrt.
Aufgewachsen im rumänischen Kommunismus, manifestierte sich Kristians Abneigung gegen das zu der Zeit allgegenwärtige und sehr staubige Grau in Grau bereits im Kindesalter. Farben und Licht faszinieren ihn seither ebenso wie die Menschen, die mit Witz, Humor und Improvisation auf dieses Grau reagieren.
Seine unverkennbare Bildsprache hat er in gemeinsamer Arbeit mit seiner Frau Peggy weiterentwickelt und sich besonders auf das Zusammenspiel aus Licht und Schatten fokussiert.
Man spürt in seinen Bildern die Faszination des ewigen „Cherchez la femme“.