Heute ist es für uns selbstverständlich, bei fast jeder Gelegenheit eine Kamera dabei zu haben, zumal nahezu alle Handys auch eine Fotofunktion mit teilweise erstaunlichen Fähigkeiten besitzen. Doch wie sah es zu Anfang des 20. Jahrhunderts aus, als das Fotografieren langsam gebräuchlich, aber immer noch meist nur in Fotoateliers oder bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten oder Ehrungen eingesetzt wurde? Damals war allein schon das benötigte Material sehr umfangreich, ungemein schwer und empfindlich. Man musste zudem genau wissen, wie man damit umzugehen hatte, denn die Technik erforderte noch einiges an Sachkenntnis. Daher kam so schnell niemand auf den Gedanken, das alles hinaus in die Natur oder gar hinauf in die Berge zu tragen.
Ganz anders Joseph Heimhuber (1853 – 1928), der erste Fotograf, der im Allgäu tätig war und ein eigenes Geschäft eröffnete. Er hatte vor, mit der Kamera hinauszugehen, und begann bereits sehr früh, Landschaften abzulichten. Zudem gründete er einen Ansichtskartenverlag und bediente damit die zunehmende Nachfrage nach Postkarten im immer wichtiger werdenden Fremdenverkehr.
Seine beiden Söhne, Fritz (1877 – 1963) und Eugen (1879 – 1966), gingen bald einen deutlichen Schritt weiter. Die zwei waren nicht nur geübte Bergsteiger und hatten auch so manchen verschneiten Gipfel erreicht, sondern waren noch dazu als Skipioniere überaus erfolgreich. Die Heimhuber-Brüder konnten es also wagen, die schweren Holzgestelle samt der großen Plattenkameras zu schultern. Die beschichteten Glasplatten, mit denen damals fotografiert wurde, verpackten sie in Holzkisten und schleppten auch diese in und auf die Berge
Es war die in dieser Zeit einmalige Verbindung von Alpinist und Fotograf, die es möglich machte, so beeindruckende Landschaftsaufnahmen festzuhalten – ja sogar im Winter, der für viele noch sehr unbekannt und ein wenig bedrohlich erschien – und so entstanden vor allem auch faszinierende Fotografien aus der Frühzeit des Bergsteigens und Skifahrens. Aber nicht weniger interessant war das Hauptarbeitsgebiet der Heimhubers im südlichen Oberallgäu. Sie fotografierten die Menschen bei ihrer Arbeit in der Landwirtschaft, bei der Waldarbeit oder bei Baumaßnahmen, und dabei erschufen die beiden einzigartige kultur- und sporthistorische Dokumente. Ein Glücksfall, dass sich mit Fritz Heimhuber junior (1912 – 1986) diese Begeisterung fortsetzte. Er war die dritte Fotografengeneration und noch sehr viel aktiver als Kletterer und Skifahrer.
Inzwischen hatten sich auch die Kameras weiterentwickelt, die nun für die Bergtouren immer „tauglicher“ wurden. Kein Wunder, dass es aus dieser Zeit kein Bergbuch gibt, in dem nicht Fotos der Familie Heimhuber zu finden sind. Dank ihnen können wir heute darüber schmunzeln, wie es aussah, als
man um 1900 mit Skiern die ersten Allgäuer Berge bestieg, oder einen Eindruck bekommen, wie es einst auf den Berghütten zuging, wie die steilen Wände durchklettert wurden, wie die ersten Springer von den Schanzen hüpften oder wie bezaubernd die verschneiten Allgäuer Ortschaften im Winter
aussahen. Und so steht der Name Heimhuber für echte Pioniere im Allgäu - am Berg wie auch beim Fotografieren!